Hermann Weber (1960)

Hermann Weber war ein echter „Selfmademan“, der am Ende seines Lebens etwa sechs Millionen Deutsche Mark aus seinem Privatvermögen in eine Stiftung einbringen konnte. Er wurde am 17.10.1903 in Köln geboren. Nach dem Schulabschluss absolvierte er von 1918 bis 1921 eine kaufmännische Lehre in Köln mit sehr gutem Abschluss.

Über mehrere Zwischenstationen wurde er 1925 selbstständiger Handelsvertreter in der Spielwaren-, Festartikel- und Pyrotechnik-Branche und später Verkaufsleiter der 1920 in Meiningen (Thüringen) gegründeten pyrotechnischen Firma H. Nicolaus & Co. Er lebte aber noch immer in Köln, war in Westdeutschland deren bester Verkäufer und konnte sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg einen eigenen PKW mit Fahrer leisten.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er von einem Nachbarn denunziert, weil seine Mutter jüdischer Abstammung war und musste aus Köln fliehen.

1942 wurde er aber von der Gestapo aufgegriffen und aufgrund der NSDAP-Rassengesetze zwangsverpflichtet. Zwischen August 1944 und April 1945 musste er Zwangsarbeit in einem Steinbruch in Sitzendorf (Thüringen) leisten.
Dort konnte ihn seine spätere Frau Alwine Götzenich im April 1945 vor einer Deportation in den Osten bewahren und ihm zur Flucht verhelfen.
Direkt nach Kriegsende kam er 1945 auf einem Fahrrad erneut nach Eitorf und heiratete am 10.08.1945 Alwine Götzenich. Ebenfalls im August 1945 machte er sich mit einem Lebensmittelgroßhandel in Eitorf-Hombach selbstständig. Dabei kam ihm die Unterstützung des Landrates Peter Etzenbach zugute.

Direkt nach der Währungsreform, im September 1948, gründete Hermann Weber zusammen mit Oskar Drößmar, einem der Gesellschafter seiner alten Meininger Firma H. Nicolaus & Co, in Eitorf in der Nachbarschaft der Boge GmbH die Firma Pyro-Chemie, Hermann Weber & Co durch Kauf des Geländes der alten Ziegelei.

Als Startkapital kamen ihm dabei sein florierender Lebensmittelgroßhandel sowie eine große Partie von Feuerwerkskörpern und Spielwaren zugute, die er bereits vor dem Krieg erworben und in Eitorf versteckt hatte.
Das Unternehmen konzentrierte sich nach Überwindung großer Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung mit Genehmigung der britischen Besatzungsmacht zunächst vor allem auf die Herstellung von Wunderkerzen sowie Groß-, Klein-, und Bühnenfeuerwerk und war damit erster Hersteller pyrotechnischer Produkte auf dem Unterhaltungsfeuerwerk Sektor nach dem Kriege in Deutschland.

1955 löste er seine seit 1945 betriebene Lebensmittelgroßhandlung auf, die in den Anfangsjahren für die Pyro-Chemie eine wichtige wirtschaftliche Stütze war.
Die „Großen“ der Branche wie Edeka, Rewe und Himmelreich hatten die Umsätze im Lebensmittelhandel derart schmelzen lassen, dass ein Ende einer wirtschaftlichen Führung des Unternehmens absehbar war.

Sein soziales Engagement bewies Hermann Weber 1950 durch die Einrichtung eines Sozialfonds für bedürftige und in Not geratene Mitarbeiter sowie durch die freiwillige Gewährung von Weihnachtsgeldern und der Einrichtung einer Pensionskasse für Firmenangehörige.

1964 zahlte Hermann Weber seinen langjährigen Kompagnon Oskar Drößmar, auf dessen Wunsch aus und führte seit dieser Zeit die Firma Pyro-Chemie, Hermann Weber & Co (WECO) allein.
In den 60er Jahren kam es zu einer starken Expansion, die den Betrieb zum führenden Unternehmen auf dem Gebiet des Unterhaltungsfeuerwerks in Europa werden ließ.
Aufgrund seiner vielen beruflichen Aktivitäten wurde Hermann Weber zum Ehrenvorsitzenden der pyrotechnischen Industrie Deutschlands gewählt.

Im Jahre 1983 wurde Hermann Weber in Anerkennung seines Einsatzes beim Aufbau der Nachkriegsindustrie der Bundesrepublik und seines sozialen Engagements das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er zog sich im selben Jahr im Alter von 80 Jahren bei bester Gesundheit aus der aktiven Geschäftsführung zurück, blieb aber bis kurz vor seinem Tode am 11. Juli 1993 noch beratend in der Firma tätig.

Hermann Weber (1981)